Wer findet den Unterschied?
Was ist der Unterschied zwischen dem öffentlich rechtlichen Fernsehen und privaten TV-Sendern? Eigentlich eine einfache Frage mit einfachen Antworten, im Detail aber doch sehr kompliziert…
Jeder Besitzer eines TV-fähigen Gerätes in Österreich ist gesetzlich verpflichtet, die Gebühren für das öffentliche Fernsehen zu bezahlen, es gibt keine Entscheidungsmöglichkeit, sich zu entscheiden, ob man das will oder nicht. Zusätzlich gibt es Unterstützungen mit Steuergeld. Im Gegenzug hat das öffentliche Fernsehen einen öffentlichen Auftrag, die Bevölkerung zu informieren, auf entsprechende Inhalte zu achten.
Hier beginnt es, kompliziert zu werden: Was bedeutet der öffentliche Auftrag, was ist im öffentlichem Interesse?
Oder ist es doch nicht so kompliziert? Die Öffentlichkeit ist die Mehrheit der Bevölkerung, die Vertretung der Mehrheit der Bevölkerung ist in einem demokratischen Land ihre von ihr gewählte Regierung. Das bedeutet sehr vereinfacht, dass ein öffentlich rechtlicher Sender bei aller journalistischer Freiheit und Objektivität sowie Beachtung von Minderheitenrechten und Oppositionsrechten, trotzdem die Aufgabe hat, im Sinne der aktuellen Regierung zu berichten und Informationen zu transportieren.
In Deutschland hat man es teilweise elegant gelöst und nach den korrekten und zumindest oberflächlich betrachtet objektiven Nachrichten gibt es ein Kommentar, in dem persönliche Meinung natürlich geäußert wird, das Wesen eines Kommentars.
Leider hat man den Eindruck, dass in Österreich beim ORF nicht einmal mehr der Versuch gemacht wird, objektiv Bericht zu erstatten. Regierungskritik, eigentlich sogar Regierungsbashing wird nicht in ein Kommentar verpackt, sondern durchzieht für jeden erkennbar alle Nachrichtensendungen.
Einer der diesbezüglichen Höhepunkte war das kürzlich in der ZIB2 von Armin Wolf geführte Interview von Bundeskanzler Sebastian Kurz. Die Folgen sind in diesem Fall unter anderem, dass letztlich nicht vom ORF die Botschaft an die ZuseherInnen geschickt wurde, dass es wichtig ist, die Maßnahmen einzuhalten und dass sich möglichst viele Menschen bei den Massentests testen lassen, sondern Kritik an den Maßnahmen, was einer Aufforderung zur Missachtung gleichkommt und Kritik an den Massentestung, was einer Aufforderung, nicht hinzugehen gleichkommt.
Unabhängig davon, dass mich die persönliche Meinung eines Nachrichtensprechers bei aller Wertschätzung nicht interessiert, sondern objektive Berichterstattung, hat ein öffentlich rechtlicher Sender den Auftrag eines Vermittlers und Botschafters zwischen der von der Mehrheit der Bevölkerung eines Staates gewählten Regierung und eben dieser Bevölkerung.
So funktioniert Demokratie.
Im Gegensatz dazu hat ein privater Sender das Recht, seine Sendungen auszurichten, wie er möchte und ist auch nicht zu Neutralität verpflichtet. Herr Wolf, sie sind ein großartiger Moderator und Sprecher, aber nicht neutral. Bitte machen sie ihre Oppostionsarbeit bei einem entsprechend ausgerichteten Privatsender. Ich wäre dort gerne ihr Zuhörer und, wenn auch anderer Meinung, auch ihr Fan.