Christian Klar

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Was ist eine Brennpunktschule?

Eine Schule wie jede andere?


Ich bin Schulleiter einer Mittelschule in Floridsdorf. Man sagt, es ist eine Brennpunktschule, oder, wie man es lieber formuliert, eine Schule mit besonderen Herausforderungen. Ich glaube, es sind Herausforderungen, wie es sie in den meisten Mittelschulen - und leider auch Volksschulen - in Wien gibt.

Der Unterschied ist nur, dass ich darüber spreche. Ungefähr 90% der Schülerinnen und Schüler haben Migrationshintergrund, etwas mehr als 20% der muslimischen Mädchen tragen ein Kopftuch.

Immer wieder ist es in den vergangenen Jahren zu Vorfällen gekommen. Vorwiegend durch islamistische Rädelsführer kam es zu Bedrohungen, Unterdrückungen, Gewalt und sexuellen Übergriffen. Mehrfach haben Mädchen sich durch Kontakt mit anderen radikalen Jugendlichen (vorwiegend Tschetschenen) völlig verändert. Sie trugen plötzlich Kopftuch oder Niqab, schwänzten Schule, distanzierten sich von ihrem bisherigen Umfeld und sprachen nur über den Islam etc.. Im vorigen Schuljahr haben wir eine Schülerin betreut, die über den Sommer zwangsverheiratet worden war.

Der Islam und viele andere ethnische Konflikte sind aber nur ein Teil unserer Problemfelder in unserer Schule.

Der Großteil der Kinder, auch unsere Österreichisch stämmigen Kinder, kommt aus sogenannten bildungsfernen Schichten, das Interesse an Schule und Bildung ist gering. Dementsprechend niedrig ist das Bildungsniveau der Kinder und auch die Unterstützung der Eltern. Viele unserer Eltern sprechen nicht Deutsch, andere sind mit ihrem eigenen Leben so überfordert, dass kein Platz mehr bleibt, um sich um ihre Kinder zu kümmern. Einige unserer Kinder wohnen nicht bei den Eltern, sondern in Wohngemeinschaften. Unter diesen Lebensumständen spielt Schule oder gar ein Lebensplan nur eine untergeordnete Rolle, oft ist aber die Schule das Zuhause unserer Kinder, ihr stabiler Bezugspunkt.

All das fährt dazu, dass unsere Arbeit mehr die von SozialarbeiterInnen ist, als die von klassischen Lehrkräften.

Natürlich sind wir gleichzeitig PsychologInnen, Bezugspersonen, DetektivInnen und einiges mehr. Ich möchte abschließend anmerken, dass diese Problematik so oder ähnlich in allen sogenannten Brennpunktschulen vorzufinden ist. Bedauerlicherweise trauen sich LehrerInnen und SchulleiterInnen dies nicht in der Öffentlichkeit zu äußern, weil sie (zurecht?) Angst um den Ruf ihrer Schule und vor Sanktionen durch die Behörden haben. Ohne unsere Probleme konkret anzusprechen werden wir sie aber nicht lösen können.

Ein Problem zu benennen ist noch nicht die Lösung des Problems, aber es ist der erste und wichtigste Schritt.

 
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